Schon von weitem ist die Christuskirche sichtbar durch ihre zwei hohen Türme (66 m) an der Ostseite. 1903 bis 1905 nach Entwürfen von Schilling und Gräbner auf einer kleinen Anhöhe errichtet, gilt sie als die erste moderne Kirche Deutschlands nach Überwindung des Historismus. Der in Sandstein ausgeführte Zentralbau im Jugendstil hat eine Chornische, die den Altar aufnimmt, keine Emporen und wurde 1950/51 nach der Beschädigung im 2. Weltkrieg wieder nutzbar gemacht. 1973 bis 1980 wurde die Kirche rekonstruiert, wobei der Innenraum durch Helmar Helas dem ursprünglichen Stil nahekommend gestaltet wurde.

Die Kirchgemeinde ist bemüht, die Kirche von Ostern bis Erntedank (Anfang Oktober) zwischen 17 Uhr und 18 Uhr offen zu halten, um den Kirchenraum auch außerhalb der Gottesdienste Andächtigen und Interessierten zugänglich zu machen.

 

Geschichte: Chronologie der Christuskirche Strehlen

Das in die Dresdner Kreuzkirche eingepfarrte Dorf Strehlen hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem vorwiegend vom bürgerlichen Mittelstand bewohnten Vorort entwickelt, der 1892 ein Stadtteil von Dresden wurde. Seit dem 22. Januar 1890 hielt man eigene Gottesdienstes in der zu einem Betsaal hergerichteten Turnhalle der damaligen 23. Bezirksschule. Durch Abtrennung von der Kreuzkirche entstand mit dem 1. Januar 1893 die Christusparochie mit seinem ersten Pfarrer Arthur Bernhard Richter. (Mehr zur Geschichte Strehlen's: www.hjhaupt.de) 

Gebäude kurz nach der Erbauung
Christuskirche 1905

Die Bauplanung für die Christuskirche begann im Jahre 1900. Voraussetzung dafür war die Aufstellung des Bebauungsplanes für Strehlen und die schenkungsweise Überlassung des Grundstückes durch seinen Besitzer. Nach der Ausschreibung des Bauvorhabens wurden die Baupläne der Architekten Schilling und Graebner ausgewählt, die sich von den historischen Vorbildern abwandten um einen neuen zeitgemäßen architektonischen Stil zu verwirklichen, der als Durchbruch eines neuen Kirchenbaustiles galt. 

Am 30.06.1902 begann der Bau der stattlichen Zweiturmanlage. Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Mai 1903. Im Juli 1904 wurden die Schlußsteine an den Haupttürmen gesetzt. Der Innenausbau beanspruchte noch mehrere Monate. Kirchweihe wurde am 19.11.1905 gefeiert, also nach einer Bauzeit von drei Jahren und viereinhalb Monaten. 

Bei den Bombenangriffen auf Dresden am 13./14. Februar 1945 fügte eine in der Nähe niedergegangen Luftmine der Christuskirche Strehlen indirekt schweren Schaden zu. Das Ziegeldach war in großen Partien abgedeckt; die farbigen Fenster waren zertrümmert. In der Not der ersten Nachkriegszeit gelang es nicht, die Schäden sofort wieder zu beheben, so daß während der folgenden Jahre der Putz, der Stuck und die Ausmalung teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Erst 1950 wurde mit einer einfachen Ziegelabdeckung begonnen und die Kirchgemeinde wagte sich an die Neugestaltung des Innenraums. Mit der Weihe am 15.10.1951zog die Kirchgemeinde wieder in den Raum ein. 

Die Umdeckung des einfachen Ziegeldaches in ein Doppeldach konnte 1955/56 und 1962/63 nur teilwiese ausgeführt werden, so daß 1966 der Raum aufgrund der eindringenden Nässe erneut fast unbenutzbar wurde. Erst in den Jahren 1967 bis 1975 konnte dieser Mangel beseitigt werden. Von 1973 bis 1980 wurde das Kircheninnere durch Helmar Helas (1914-1981) neugestaltet, wobei er sich an dem ursprüngliche Erscheinungsbild orientierte und so weit wie möglich die historischen Formen wiederherstellte. Die Wiedereinweihung der Kirche erfolgte am 5. Oktober 1980.

 

Die Architektur der Christuskirche Dresden - Jugendstil

Die Christuskirche mit ihrem dem Elbtal zugewandten, von Kreuzen geschmückten Turmpaar und ihrer gediegenen Ausführung in Sandstein fällt auch noch heute als eigenwillige Architektur ins Auge. 

Segnender Christus über dem Eingang
Portal mit Christusfigur

Wenn man sich vom Wasaplatz der Kirche nähert, trifft man auf die Südwestfront mit dem Haupteingang. Das zweiflügelige Bronzeportal mit den Medaillonbildern Christi als guten Hirten und Sämann ist von reichem Pflanzenornamat eingefaßt, das oben in der Mitte ein Segelschiff einschließt als "christliches Symbol für den himmlischen Sinn". Aus einem nochmaligen breiten Sandsteinrahmen treten im Relief zwei bewegte Engelsgestalten hervor, dazwischen die Inschrift aus Hebräer 13,8: "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." Über dem Portal thront in einer mit Goldmosaik ausgekleideten Nische vor einer Säulenstellung der segnende Christus. Die figürlichen Arbeiten sind Werke des Dresdner Bildhauers Peter Pöppelmann. Der plastischen Dekoration liegen hier wie am gesamten Bau der Kirche Entwürfe von Karl Gross (1869-1934) zugrunde. Die Westfront wird außerdem von zwei niedrigen, gegenüber der Fassade zurücktretenden Treppentürmen mit kuppelartigem Abschlüssen flankiert.

Skizze Grundriss
Grundriss der Kirche

Auch von der Seitenansicht bietet der Bau ein interessantes Bild. Aus dem kubischen Mittelbau treten im Segmentbogen die seitlichen Raumerweiterungen vor. Ihre großen Glasflächen gegliedert durch Pilaster und Bänder, bilden einen wirkungsvollen Kontrast zu den benachbarten ruhigen Sandflächen. Der reiche plastische Schmuck zeigt Engelsköpfe als Abschluß der Pilaster und die Symbole des Hirsches (Heilsverlangen), des Pelikans (die selbstopfernde Liebe Gottes) und des Schwanes (Reinheit). Über den vorderen Seiteneingängen sieht man die Taube mit dem Ölzweig im Schnabel (1. Mose 8, 10 u. 11) als Sinnbild des Friedens, zwischen den Sakristeifenstern eine weibliche Gestalt mit einem Kelch als Bild des Glaubens.

Die Nordseite mit den beiden 66 m hohen Glockentürmen erhebt sich auf einer Terrasse über einer Brunnenanlage, die durch vier schmiedeeiserne Kandelaber, wie auf der Westseite, ausgezeichnet ist. Zudem wurde die Anlage noch mit der Bronzestatue des Christus in Gethsemane (von Friedrich Hecht) geschmückt. 

Die beiden Türme verselbständigen sich etwa in halber Höhe. Während der linke Turm die Uhr aufnimmt, zeigt der rechte das alte Strehlener Wappen (zwei gekreuzte Kornähren). Die Türme sind durch eine Galerie verbunden, unter der sich ein gewaltiger Bogen öffnet. Er umfängt ein steinernes Kreuz - darunter die Schrift: "Das Wort vom Kreuz / göttliche Kraft und göttliche Weisheit". Neben dem Bogen treten aus der Wand die Köpfe von Paulus und Luther plastisch hervor.

 

Im Inneren der Christuskirche - Jugendstil

Engel mit Rosengirlande in den Händen
Rosenengel (Deckenmalerei)

Betritt man die Kirche durch das Hauptportal, so kommt man zunächst in die Vorhalle der Kirche, die zugleich als Brauthalle gedacht war. Hier findet man als Deckenmalerei den Engel der Liebe mit der Rosenranke (von Otto Gußmann). der bei den jüngsten Erneuerungen wiederhergestellt wurde. Über dem Eingang zum Kirchenschiff brachte man das Wort aus Jakobus 4,8 an: "Nahet euch zu Gott / so nahet er sich zu euch."

Blick vom Eingang zum Altar
Blick vom Eingang

Im Kirchenraum sind die seitlichen Apsiden, die Chornische und die Orgelempore durch weitgespannte Bögen gegen das Schiff der Kirche geöffnet. Den Hauptschmuck der seitlichen Apsiden bilden die vierteiligen großen, hellen Fenster, welche eine überreiche Fülle von Licht in den Kirchenraum führen. Altar, Kanzel und Lesepult glänzen in der feierlichen Pracht verschiedenfarbigen Marmors. 

Altar mit weißem Marmorkreuz und zwei Figuren
Altar der Christuskirche

Der Altar, ein kolonnadenartiger Aufbau aus grünlichem griechischen Marmor, folgt in der Linienführung der Rundung des Altarraums. Die Mitte überragt ein gewichtiges Marmorkreuz, an dessen Sockel die Inschrift aus Korinther 5,20 zu lesen ist: "Lasset euch versöhnen mit Gott." Vor das Kreuz treten zwei idealisierte Apostelgestalten (Werke von August Hudler). 

Jesus sitzend im Gespräch am Brunnen
Majolikarelief

Die ambossartige Kanzel wird durch drei Bronzereliefs verziert, die Weihnachten, Ostern und Pfingsten darstellen (Modelle v. Arnold Kramer). Das am linken Chorbogen stehende Lesepult paßt sich in den gewählten Marmorarten der Kanzel an. Der würfelförmige Taufstein ruht auf vier Bronzefüßen. Sein getriebener Kupferdeckel erhielt als Abschluß die Figur Johannes de Täufers (Modell von Karl Gross). 

Einen besonderen Bildschmuck haben die östlichen Stirnseitendes Mittelschiffes unterhalb der Logen mit den beiden Reliefs von Richard König erhalten. Das linke zeigt Jesus mit der Samariterin am Brunnen "Selig sind die da hungert / und dürstet nach der Gerechtigkeit / denn sie sollen satt werden" (Matth. 5,6). Auf dem rechten Relief sieht man die Auferweckung des Jünglings von Nain, "Selig sind die da Leid tragen / denn sie sollen getröstet werden" (Matth. 5,4).

Blick vom Altar zur Orgel
Blick vom Altar zur Orgel

Schaut man vom Altar auf den Haupteingang zurück, so steigt hinter den Kirchenbänken mit 730 Plätzen die Orgelempore auf. Nach Plänen der Architekten schuf die Firma Udluft und Hartmann (Dresden) das Orgelgehäuse. Die trefflichen Schnitzereien aus dunkelbraun gebeiztem Eichenholz sind teilweise vergoldet. Die Figuren symbolisieren Instrumente, die von den Orgelregistern vertreten werden.

Die Orgel wurde 1905 von der Firma Gebr. Jehmlich, Dresden mit 63 Registern auf drei Manualen und Pedal im Stil der deutschen Orgelromantik der Jahrhundertwende erbaut. Sie wurde 1945 ebenfalls stark beschädigt. Ein teilweiser Wiederaufbau erfolgte 1951 durch die Erbauerfirma, jedoch im neobarocken Stil. Von 1984 -1988 erfolgte eine Generalreparatur und Vergrößerung durch Johannes Schubert, einem Mitglied unserer Gemeinde. 2013-2015 wurde die Orgel umfassend restauriert. Die Orgel hat jetzt 4.316 Pfeifen und 62 Register, 141 Pfeifen davon im Prospekt.

Es ist das Verdienst Helmar Helas (1914-1981), bei der letzten Wiederherstellung des Kircheninneren (1980) sich so weit dem ursprünglichen Erscheinungsbild genähert zu haben, daß die verbliebenen Ausstattungsstücke wieder in einem angemessenen Rahmen zur Geltung kommen.

Die Jehmlichorgel der Christuskirche

Die Orgel wurde 1905 von der Orgelbaufirma Gebrüder Jehmlich, Dresden erbaut und verfügte damals über 63 Stimmen auf drei Manualen und ein Pedal im Stil der deutschen Orgelromantik des beginnenden 20 Jahrhunderts.

Sie stellt ein hochmodernes Instrument jener Epoche dar, besonders geeignet für die stilgerechte Interpretation spätromantischer Orgelmusik. Die Orgel bildete in ihrer klanglichen Originalgestalt mit dem Kirchenraum und seiner Innenausstattung eine wundervolle Einheit.

Als Folge einer 1945 neben der Kirche niedergegangenen Luftmine wurde auch die Orgel stark beschädigt. 1951 wurde die Orgel durch die Erbauerfirma notdürftig repariert und dem Zeitgeschmack entsprechend neobarock umgestaltet. Diese Arbeiten wurden jedoch aus Geldmangel nicht vollendet.

Von 1984-88 führte Johannes Schubert, ein Mitglied der Gemeinde eine Generalreparatur und Vergrößerung des Orgelwerkes durch. Da die Voraussetzungen für die Restaurierung des Werkes fehlten, erhielt die Orgel eine neue Klanggestalt, die unter Verwendung des alten Pfeifenmaterials eine Synthese von deutsch-romantischen und französich-romantischen Elementen darstellt.

Dank der großen Spendenbereitschaft der Kirchgemeindemitglieder und vieler Orgelliebhaber konnte mit finanzieller Hilfe der Landeskirche und dem Landesamt für Denkmalpflege von 2013-2015 die Erbauerfirma Jehmlich Orgelbau Dresden die Orgel wieder in den Originalzustand von 1905 zurückführen und umfassend restaurieren. 

 

Orgelregister - Disposition (seit 2015)

1. Manual   2. Manual  
Principal 16' Bordun 16
Gedackt 16' Principal 8'
Principal 8' Dolce 8'
Bordun 8' Gedackt 8'
Hohlflöte 8' Gambe 8'
Gemshorn 8' Konzertflöte 8'
Salicional 8' Zartflöte 8'
Fugara 8' Quintatön 8'
Oktave 4' Stentorflöte 8'
Rohrflöte 4' Oktave 4'
Fugara 4' Flöte 4'
Rauschquinte 2 f. Salicet 4'
Cornett 3-5 f. Stentorflöte 4'
Mixtur 3-5 f. Piccolo 2'
Trompete 8' Mixtur 3-4 f.
Hochdrucktuba 8' Clarinette 8'
Hochdrucktuba 4' Schwebende Flöte 8'
3. Manual   Pedal  
Gedackt 16' Untersatz 32'
Geigenprincipal 8' Principalbass 16'
Rohrflöte 8' Subbass 16'
Traversflöte 8' Violonbass 16'
Violine 8' Dolcebass 16'
Vox coelestis 8' Octavbass 8'
Viola d'amour 8' Gedacktbass 8'
Seraphon-Principal 8' Violoncellobass 8'
Seraphon-Violine 8' Octavbass 4'
Principal 4' Posaunenbass 16'
Viola 4' Trompetenbass 8'
Gemshorn 4'    
Quintatön 4'    
Seraphon-Principal 4'    
Seraphon-Violine 4'    
Waldflöte 2'    
Harmonia aetheria 3 f.    
Oboe 8'    
Schwebende Viola 8'    

Manuale bis a''', Pedal bis f'

Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P, Super I/I, Super III/II, Sub II/I, Sub III/II, Pedaloktavkoppel

Spielhilfen: 4 freie Kombinationen, 26 feste Gruppen (ff, f, mf, p für das ganze Werk als Knöpfe und Tritte und für jedes Werk einzeln als Knöpfe (Pedal Tritte) Tutti, Hochdruck) Zungen ab, Crescendo an, freie Gruppen an, feste Gruppen an, Crescendowalze, Schwelltritt