Gedanken zur Tageslosung vom Donnerstag, 26. März 2020

"Ich bekenne meine Schuld, bekümmert bin ich meiner Sünde wegen." Ps 38,19

Eine Rätselfrage: Wer errät, von wem das folgende Zitat stammt?

„Die Menschen müssen sich so verhalten, dass sie sich nicht zu rechtfertigen brauchen, denn eine Rechtfertigung setzt immer einen Fehler oder die Vermutung eines Fehlers voraus.“ 

Soviel sei verraten: Es ist ein nicht unumstrittener Autor, dessen berühmtes Buch schon seit langer Zeit geradezu als Handlungsanweisung in allen Fragen der politischen Handelns zu Rate gezogen wird. Ich glaube fast, er steht auch heute noch hoch im Kurs.

Es wird hier behauptet, dass schon eine Rechtfertigung für irgendeine Tat unter allen Umständen zu vermeiden sei, erst recht das Zugeben einer Schuld oder gar das Ablegen eines Sündenbekenntnisses, wie in Ps 38 zu lesen.

So etwas ist auf der Bühne der Öffentlichkeit tödlich. Dabei ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass da, wo Menschen leben, auch Fehler, Irrtümer, Versehen, Versagen und Misslingen an der Tagesordnung sind.

Trotzdem fällt uns unsäglich schwer, hier der Wahrheit ins Auge zu blicken. Und oft gelingt es sogar, den Menschen etwas vorzumachen, mit einem raffinierten Krisenmanagement (wie man das heute nennt), mit Framing und Nudging (neue Worte für uralte Strategien), Todschlagargumenten und Verdächtigungen aller Art. Ach, das ist traurig.

Also, den Menschen kann man etwas vormachen. Gott aber, der in die verborgenen Winkel des Herzens sieht und in die Abgründe des menschlichen Gewissens blickt, der lässt sich nicht beschwindeln. Wie wird er sich dazu stellen?

Keinesfalls "Schwamm drüber!" Ein solches Sakrament gibt es in der Kirche nicht. Aber es gibt die Einsicht in die eigene Fehlbarkeit, die Reue und die Bitte um Vergebung. Und es gibt die "Absolution", die Lossprechung von der Sünde um Christi willen. Im Glauben schenkt mir Christus seine Gerechtigkeit und nimmt meine Verfehlung auf sich. Luther nennt dieses geheimnisvolle Geschehen einen "fröhlichen Wechsel". Warum fröhlich? Weil er mich frei macht von der Macht der Sünde. Laetare! Freut euch!

"Die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Umkehr ..." 2 Kor 7,10

Wer möchte, kann heute im Evangelischen Gesangbuch (EG 799) das Beichtgebet der Lutherischen Kirche lesen und die allgemeinen Formulierungen mit einigen Erlebnissen aus dem eigenen Leben füllen. Dann kann er durchatmen und sprechen:

"Gott, ich glaube. Hilf meinem Unglauben. Ich danke dir, dass du mich von meinen Sünden und Verfehlungen befreit hast."