Mariae Lichtmess und der Gesang Simeons

Der 2. Februar heißt nach altem Volksbrauch Mariae Lichtmess. Dieser Name geht zurück auf den Brauch, Gottesdienste mit Lichterumzügen zu feiern. Es ist ja noch recht dunkel Anfang Februar. In der lutherischen Kirche ist es der „Tag der Darstellung Jesu im Tempel“. Nach Lk 2,22-40 wird das Kind Jesus 40 Tage nach der Geburt von Maria und Joseph in den Tempel nach Jerusalem gebracht, um ihn - als Erstgeburt - Gott zu weihen bzw. ihn durch ein Reinigungsopfer auszulösen. Bei dieser Gelegenheit geschieht etwas ganz besonderes. Ein greiser Mann namens Simeon verkündet, als er das Kind Jesus sieht, eine doppelte Prophetie. Berühmt sind seine Worte, poetisch als Lied formuliert:

Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast.
Denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern.
ein Licht zu erleuchten der Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.

Er bezieht sich auf eine alte Weissagung, wonach er nicht sterben sollt, bevor er den Heiland gesehen habe. Dies erfüllt sich nun im Tempel. Maria wird verdutzt gewesen sein, denn er nahm ihr das Kind aus den Armen. Es gibt ein Gemälde Rembrandts, das den greisen Mann mit dem Kinde zeigt. Es ist sehr berührend anzusehen. Zugleich wird sie erschrocken gewesen sein über den zweiten Teil seiner Weissagung:

Siehe, dieser ist dazu bestimmt,
dass viele in Israel fallen und viele aufstehen,
und ist bestimmt zu einem Zeichen, dem widersprochen wird
- und auch durch deine Seele wird ein Schwert dringen -,
damit aus vielen Herzen die Gedanken offenbar werden.

Hier drückt sich aus, dass Christus umstritten bleiben wird bei den seinen und in der Welt. Es braucht uns also nicht zu verwundern, dass Vorwitzige vorgeben, genauer zu wissen, was genau es mit Christus auf sich hat und eigene Lehren verbreiten, die in der Heiligen Schrift keinen Grund finden. Genauso wenig braucht uns zu verwundern, dass gottlose Menschen ihn ganz und gar negieren und mit dem Evangelium nichts anfangen können.

Die Summe dieser prophetischen Worte ist, dass auch in der Ablehnung Christi etwas bedeutsames geschieht: Es werden „die Gedanken vieler Herzen offenbar“, d. h. es enthüllt sich etwas, das anders nicht erkennbar wäre. Ja, es ist scheinbar wichtig, einander im Glauben zu erkennen. Denn die Christen sollen sich finden in der christlichen Gemeinde, im Bekenntnis eins werden und sich bestärken. Nur dann strahlen sie - selbst vom Licht erleuchtet - nach außen und werden selbst zu einem lichten Zeichen in der Welt.

Als Lied der Kirche ist der Gesang des Simeon (Nunc dimittis) dem täglichen Nachtgebet (Komplet) zugeordnet, erklingt also täglich. Luther hat es unvergleichlich schön nachgedichtet als „Mit Fried und Freud ich fahr dahin“. Es ist wert, gesungen zu werden.

Eine ganze Reihe von Bauernregeln ranken sich um den Tag Mariae Lichtmess. Hier drei davon. Mal sehen, ob sie in diesem Jahre recht behalten.

  • Wenn zu Lichtmess die Sonne glost, gibt’s im Februar viel Schnee und Frost.
  • Lichtmess im Klee, Ostern im Schnee.
  • Im Hornung (Februar) Schnee und Eis, macht den Sommer lang und heiß.

Ich grüße alle herzlich, Ihr Pfarrer Ilgner

Pfarrer Dr. Ilgner
Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Februar 2020