Gedanken zur Tageslosung am Donnerstag, den 10. September 2020

von Pfarrer Dr. Friedrich Christoph Ilgner

Gott sprach: "Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde." 1 Mose 9,13

 

Ich habe kürzlich gelesen, dass das historische Siegel von Köln vom Anfang des 12. Jh. als das älteste Stadtsiegel Europas gilt. Es ist ein Meisterwerk spätromanischer Gestaltungskunst: Der Heilige Petrus thront in der Mitte. Er wird von einem Mauerring umgeben, der sich über ihn wölbt. Die lateinische Umschrift lautet übersetzt: "Heiliges Köln, durch Gottes Gnade der römischen Kirche treue Tochter" (SANCTA COLONIA DEI GRATIA ROMANAE ECCLESIAE FIDELIS FILIA). Die mit Zinnen und Türmen gezierte Mauer, die in den folgenden Jahrhunderten in vielen Stadtsiegeln auftaucht, wird als der geistliche Sehnsuchtsort Jerusalem gedeutet. (http://www.lexikus.de/pics/manager/koeln/005_koeln._romanisches_stadtsiegel_von_koeln._nachweisbar_1149-1269.jpg)

 

Siegel dienen seit unvordenklichen Zeiten dazu, Verträge zu beglaubigen oder die Unversehrtheit von Gegenständen sicherzustellen. Das Wort leitet sich von dem lateinischen sigillum, d. h. Bildchen, ab. Es handelt sich also um bebilderte Bestätigungen getroffener Abmachungen.

 

In unserem Vers ist vom Regenbogen als Zeichen des Bundes zwischen Gott und Erde die Rede. Das ist eine berühmte Sache, die der weiteren Erläuterung nicht bedarf. Ich will nur festhalten, dass die Erzählung auf dieses Gotteswort vom Regenbogen zuläuft. Er erscheint in imponierender Schönheit, zwischen Regen und Sonne, zwischen Schatten und Licht, zwischen Himmel und Erde. Auf diese Verbindung kommt es an.

 

Natürlich hatten die Menschen keine Ahnung von detaillierten Erkenntnissen der physikalischen Optik, deren Kenntnis manchen Zeitgenossen dazu verführt, nichts anderes als ein allzu durchschaubares Naturphänomen, keineswegs aber irgendein Gotteszeichen darin zu erblicken. Das ist schade, denn das eine schließt das andere natürlich nicht aus.

 

Dass es sich beim Regenbogen um ein Naturphänomen handelt, das regelmäßig zu beobachten ist, wenn die Sonne tiefer steht als eine Regenwolke, das haben sicherlich die Menschen des biblischen Altertums auch schon gewusst. Das kann man auch beobachten, wenn man von Brechung, Spektralfarbe und Wellenlänge nichts weiß.

 

Ich denke, sie liebten den Regenbogen als Gottessiegel so sehr, weil er auf der Schwelle von Unwetter und Sonnenschein auftaucht. Er wird ja in dem Moment sichtbar, in dem der Mensch noch im Regen und zugleich schon im Sonnenschein steht. Er verheißt die Wendung zum Guten.

 

Wenn also demnächst wieder einmal ein solches Naturschauspiel zu beobachten sein wird, dann wollen wir seine geistliche Bedeutung nicht vorschnell wegwischen, sondern uns daran erinnern, dass Gott mit uns Menschen einen Vertrag geschlossen hat, "dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe" (V. 15) . Seit Christus wissen wir, was es bedeutet, dass es ein "ewiger Bund" (V. 16) sein soll: Er hat sich uns auf ewig mit seinem Blut verschrieben!

 

So leben wir, wenn ich die Umschrift des alten Siegels aufgreifen darf - als Bewohner einer heiligen Stadt von Gottes Gnaden in treuer Verbundenheit mit denen, die er berufen hat in seine heilige Kirche. Die Sache ist besiegelt.

 

"So sollen wir einen starken Trost haben, die wir unsre Zuflucht dazu genommen haben, festzuhalten an der angebotenen Hoffnung." Hebr 6,18

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019