Gedanken zur Tageslosung am Dienstag, den 14. Juli 2020

von Pfarrer Dr. Friedrich Christoph Ilgner

Tageslosung für Dienstag, den 14. Juli 2020

 

"Man wird wieder hören den Jubel der Freude und Wonne; die Stimme des Bräutigams und der Braut und die Stimme derer, die da sagen: 'Danket dem HERRN Zebaoth; denn er ist freundlich und seine Güte währet ewiglich.'" Jer 33,11

 

Es ist ein ehrfurchtgebietendes Geheimnis um die Propheten. Sie waren durchdrungen von der göttlichen Botschaft, die sie verkündigten, ohne sich um die Folgen zu kümmern. Diese Leute waren aus einem Guss.

 

Die Weissagung der Losung ist etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Wir stellen ihn wieder her.

 

Der Prophet Jeremia ist in Gefangenschaft geraten: "Und des HERRN Wort geschah zu Jeremia zum zweiten Mal, als er noch im Wachthof gefangen war: So spricht der HERR, der alles macht, schafft und ausrichtet - HERR ist sein Name -: Rufe mich an, so will ich dir antworten und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt ..." (Jer 33,1-3)

 

Jeremia war von Zedekija, dem König von Juda, gefangen gesetzt worden, als die Weltmacht Babylon die Hauptstadt Jersualem belagerte, um sie zu erobern. Er war bezichtigt worden, die Moral der Israeliten zu unterminieren oder mit dem Feind zu kollaborieren, wenn nicht gar das Sprachrohr einer Verschwörung zu sein. Denn er hatte den Untergang der Stadt, sowie Gefangennahme der Einwohner vorausgesagt. Staatliche Stellen mutmaßten die Instrumentalisierung des göttlichen Wortes zum Zwecke der Demoralisierung des Volkes.

 

Der Mann liegt gebunden im Wachthof, unweit des Königspalastes. Er weiß, dass die Eroberung der Stadt bevorsteht und nicht abgewendet werden kann. Aber seine Prophetie ist aber über dieses traurige Stadium der Katastrophe schon hinaus.

 

Es scheint, dass er seiner Zeit immer voraus ist. Als man sich in Sicherheit wiegt, sieht er im Geist den Untergang voraus. Als der Untergang kommt, sieht er im Geist schon wieder die glückliche Zukunft seines Volkes voraus. Hier kann man sich eine Scheibe abschneiden, auch hinsichtlich der Zukunft unseres Volkes. Es steht nicht zum besten mit ihm, längst nicht.

 

Zwei Ausrufezeichen setzt die Prophetie des Jeremia: Erstens, sie setzt die schmerzhafte Wahrheit gegen eine politische Lüge. Zweitens, sie setzt das Heil der Verheißung Gottes gegen den tödlichen Verfall der Gegenwart. Beides ist Wahrzeichen der Rede aus dem Geist Gottes. Beides bleibt auf ewig Maß und Richtschnur für die Verkündigung des Evangeliums.

 

Wir können daraus lernen, dass, wo Gott redet, die Botschaft der Wahrheit und des Heils laut werden müssen. Hier ist unser Platz. Hier sollen wir mitmachen. Hier werden wir, wenn es irgend geht, zu Schülern und Anhängern der Propheten Jeremia.

 

Jeremia sieht das Heil übrigens in einer jubelnden Hochzeitsfeier und im Bekenntnis von Braut und Bräutigam, die die Güte Gottes feiern. Christus hat dieses Urbild der Freude und der Zukunft aufgenommen. Er meint uns, mich und dich, wenn er sagt: "Wie können die Hochzeitsgäste fasten, während der Bräutigam bei ihnen ist?" Mk 2,19

Quelle
Gemeindebrief Christuskirche Mai 2019